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  • AutorenbildJO.

Segelsport ist Leidenschaft

Es ist mehr als ein Sport, es ist eine Lebensart verbunden mit einer lebenslangen Leidenschaft

Das Segeln bereitet nicht nur sehr viel Freude – es bildet auch den Charakter eines Menschen.


Wie alles begann


Auf dem Hochufer der Förde im lichten Buchenwald, nach Westen ausgerichtet, lag das neue Sommerdomizil – unser Wochen- endhaus an der Ostsee.

Es war noch recht primitiv, als unsere Eltern es Ende des Jahres 1952 kauften. Doch das änderte sich schnell. Mit dem Elan unseres Vaters entwickelte es sich in kurzer Zeit zu einem behaglichen Freizeit- und Ferien-Refugium. Es wurde aus- und umgebaut, erweitert und verschönert. Allmählich sollte es sich zu unserem neuen Paradies entwickeln, nachdem wir den so geliebten See verlassen hatten. Unserem Bewegungsdrang war hier keine Grenzen gesetzt. Wir konnten schwimmen, tauchen, Krebse fangen und im Wald tollen.

Nur Eines fehlte: ein Boot. Und das war für mich ein unersetzbarer Mangel. Davon konnte ich auch Papa überzeugen. Insgeheim vermisste er die Boote vom See und das Rudern genauso sehr wie ich, wollte es aber nicht zugeben.

Doch zunächst mussten wir, wie bei allen Anschaffungen, die wir uns so ausgedacht hatten, Mutti überreden.

Sie meinte dann immer, „...da brauchen wir etwas Anderes viel nötiger“

„Ja, was denn?"

Darauf gab es natürlich keine Antwort, denn es ging uns in jeder Hinsicht sehr gut. Aber ohne Boot am Wasser? Das ging gar nicht.


Am Ende konnten wir ihren Widerstand brechen und uns auf die Suche nach einem geeigneten und nicht zu teuren, kleinen Boot machen.

Wir fanden es bei dem Bootsbauer Fiete Jensen - ein kleines, ehemaliges Yacht-Beiboot mit Klinker-Beplankung, ein sogenanntes Dinghi.

Der Lehrling der Bootsbauerei hatte es mit Schwertkasten und Mast versehen. Das Segel bestand aus einer ausgedienten Fock, die er geschenkt bekommen hatte.

Es wurde, in Anlehnung an die berühmte Borgward Isabella, auf den Namen Isabell getauft. Die Segeleigenschaften waren sehr schlecht. Mit der Hochtakelung und dem Mast vorn im Bug war das Boot stark leegierig. Auf Grund dieser Eigenschaften konnte man deshalb kaum damit Kreuzen. Trotzdem hatten wir alle sehr viel Spaß mit diesem Dinghi und es markierte den Beginn meiner Seglerkarriere.


Hier scheint mir eine Episode mit dem kleinen Boot besonders erwähnenswert.


Die „Lehmänner“, wie wir die Familie Lehmann nannten, waren unsere Nachbarn. Ihr Sohn Dieter war gleich alt mit mir. Eines Tages, es war im Sommer 1954, beschlossen Dieter und ich eines Tages einen kleinen Segeltörn zu unternehmen. Von unserem kleinen Hafen in der Innenförde segelten wir bei starkem Westwind in rauschender Fahrt vor dem Wind hinaus. Ziel war das Sommerhaus von Onkel Paul und Tante Luise.

Dort angekommen zogen wir das Boot auf den Strand und machten uns auf, ihnen einen Besuch abzustatten. Tante wie Onkel waren ganz begeistert von uns beiden, diesen zwei jungen, mutigen Seefahrern.

Es gab Kaffee und Kuchen, und als wir uns für den Rückweg bereit machten, äußerten sie leise Bedenken, wegen des doch so schlechten Wetters.

„Kein Problem, wir sind doch auch hergesegelt!“ ...und so ging es auf den Heimweg. Den ersten Schlag machten wir bei immer noch starkem Westwind und gelegentlichen Regenböen bis unter die gegenüberliegende Küste.

Bei dem Schlag zurück zeigte sich, dass wir kaum Raum gewonnen hatten – die schlechten Kreuzeigenschaften wurden nun ganz offenbar. Das ganze Unternehmen artete jetzt langsam zu einem Kampf gegen die Naturgewalten aus. So konnte es nicht weitergehen. Wir beschlossen schließlich gegen Wind und Wellen möglichst dicht unter Land zu rudern. Der völligen Erschöpfung nahe aber voller Stolz erreichten wir spät am Abend schließlich den heimischen Hafen. Für das Vertrauen unserer Eltern und die uns gewährte Freiheit bin ich ihnen bis heute dankbar.

Der nächste Schritt

Mit dem Dinghi konnte ich, nicht zuletzt durch diese gründliche „Schulung“, inzwischen gut umgehen. Aber, wie es so ist, der Mensch sucht immer nach Größerem. Mit anderen Worten, das Boot wurde zu klein. Mit dem Dinghi konnte man eigentlich nur vor dem Wind segeln. Aber vor dem Wind läuft, wie wir Segler sagen, bekanntlich jeder Eimer.

Auch hier hatte Vater wieder vollstes Verständnis, und so sahen wir uns nach einem neuen größeren Boot um. Da fügte es sich, dass der Sohn eines Freundes meines Vaters sich auch vergrößern wollte. Kurzum, ich legte alle meine Ersparnisse zusammen, denn das war Voraussetzung: ohne einen Eigenbeitrag – kein neues Boot. Und wir kauften diese Jolle, ein ehemaliges sogenanntes Sprengboot der Marine im Frühjahr 1955 für vierhundert Mark. Sprengboote bestanden aus einem erstaunlich starken auf höchste Geschwindigkeit ausgelegten Rumpf und einem eingebauten Motor. Mit einer Sprengladung versehen wurden sie wie ein Torpedo ferngesteuert auf feindliche Schiffe geschickt.

Das Ende des Krieges war auch das Ende dieser Boote als Kriegswaffe. Aber es gab noch viele Rümpfe, die bei Seglern sehr begehrt waren, denn sie eigneten gut zum Umbau zu einer flotten Segeljolle.

Damit begann nun das „echte“ Segeln. Der schnelle Rumpf und die leichte Übertakelung ergaben exzellente Segeleigenschaften. Das neue Boot, es erhielt den Namen Isabell II, lief dagegen sehr gut und dabei auch besonders hoch am Wind. Viele schöne Erinnerungen an Tages- und Wochenend- touren verbinden sich mit diesem Boot. Auch Regatten habe ich mit Erfolg gesegelt - einmal sogar einen ersten Platz.

Zum Überwintern kam unsere Jolle in eine abgelegene Ecke in der Werkstatt. Die jährliche Instandsetzung des Bootes nahm alle Freizeit in Anspruch. Wir Segler schreiben unseren Booten gewisse Charaktere zu und widmen uns ihrer Pflege sommers wie winters mit Hingabe.

Und tatsächlich gewinnt man den Eindruck, dass wir es mit einem lebendigen Wesen zu tun haben, das eine Seele besitzt.

Es gibt Boote, die bei der kleinsten Ruderbewegung nervös reagieren, ähnlich wie ein Pferd auf die Zügel seines Reiters. Und es gibt träge, gutmütige Boote, die nur langsam in den Wind zu bekommen und zu wenden sind.

Der Skipper wächst mit der Zeit mit seinem Schiff zusammen. Er kennt die Eigenschaften seines Bootes genau. Und er spürt jede Bö und jede Welle im Voraus und reagiert darauf ohne überlegen zu müssen. Und das Boot folgt seinen Anweisungen bei allen Wettern.


Mit den Jahren sollten noch weitere Boote folgen.

IN DER KOLUMNE RÜCKBLICK BERICHTET GASTAUTOR PETER BORGWARD REGELMÄSSIG ÜBER PERSÖNLICHE ERLEBNISSE.

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