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Umwelt - Verantwortung tragbar

Wie ein Kieler Label für Surf-Bekleidung seinen Traum lebt und sich dabei neu erfindet.

Vielleicht war es der Rausch der Freiheit: Als Christoph Schwarz mit Anfang 20 und einem guten Freund an seiner Seite zum Surfen um die Welt zog, reifte in den bei- den eine verwegene Idee: Sie wollten eine eigene Marke für Surf- und Strandmode und davon leben können. Außerdem sollte es nachhaltig sein. Daraus ist das heute international bekannte Lable „SHISHA Clothing“ geworden. Und mit der neuen Brand „NOORLYS“ setzen sich Christoph Schwarz und Anne Hackbarth gemeinsam mit ihrem Team nun komplett für Nach- haltigkeit und die Umwelt ein.

Für den Kieler Christoph Schwarz und ein paar Freunde war es eine unvergessliche Zeit: Anfang der 1990er-Jahre steuerten sie sommers mit ihrem alten VW-Bus und handgemachten Surfboards die norddeut- schen und skandinavischen Küsten an, um die grauen Wellen der Nordsee zu reiten.

Die Winter verbrachten sie im Süden und jobbten als Surflehrer. Die „Surf Dudes“ auf der ganzen Welt waren ihre Gemein- schaft und wer sich ein wenig hineinfühlen möchte in dieses Lebensgefühl, höre sich die frühen Songs der schwedischen Punk- rocker „Millencolin“, ihrer kalifornischen Genre-Kollegen „Sublime“ oder die der Kult-Band „Nirvana“ an – laut und mit viel Bass.

„Wir träumten von einer selbstbestimmten Zukunft mit eigener Surf-Mode“, erin-

nert sich der studierte Industriedesigner Christoph Schwarz an jene Zeit. Der Traum wurde in wenigen Jahren immer konkreter und nach einer Überwinterung auf den Malediven Anfang der 2000er-Jahre machten ihn Christoph und zwei Freunde wahr: Sie gründeten das Label „Shisha Dudes“ für eine erste Kollektion Surf- und Strandmode. „Ein seltsamer Name, oder?“, lacht Christoph Schwarz, „wir kamen darauf, weil Till von einem Surf-Trip nach Afrika eine Wasserpfeife mitgebracht hatte und wir deshalb überall nur noch die ‚SHISHA Dudes‛ hießen“. Das war die Keimzelle, aus der vor 16 Jahren schließlich das Kieler Klamotten-Label „SHISHA Clothing“ hervorging, eine bequeme, hochwertige und stylishe Linie von Oberbekleidung, inspiriert von den vielen Surf-Sessions, entstanden am Strand für den Strand.

„FAIRE PRODUKTIONSBEDINGUNGEN SIND EIN MUSS“

„Anfangs haben wir unsere kuscheligen Hoodies in der Küche unserer Kieler Studentenbude selbst bedruckt und über lokale Surf-Shops verkauft – erstaunlicherweise fanden die das richtig gut und wollten bald mehr“, erinnert sich Schwarz. Um die schnell steigende Nachfrage bedienen zu können, fanden sie kleine Familienunternehmen in Portugal, die aus der dort längst vergangenen Boomzeit der Textilindustrie übrig geblieben waren und die jetzt die „SHISHA“-Lieblingsstücke fertigten. Denn eines war Schwarz von Beginn an wichtig und absolut nicht verhandelbar: „Faire Produktion mit fair pay, also anständiger Bezahlung der Fertigungsbetriebe, war und ist ein Muss für uns.“


Aus der Studentenbude zog Christoph Schwarz mit „SHISHA Clothing“ bald um in einen Kieler Hinterhof; in dieser Zeit kamen Kai Rautenberg und Anne Hackbarth dazu, gemeinsam setzten sie einen Online-Shop auf, eroberten den europäischen Markt und sogar in die USA und an die australischen Strände gingen die SHISHA Hoodies.

Schließlich eröffneten sie die jetzige Zentrale am Kieler Theodor-Heuss-Ring. Hier bieten rund 470 Quadratmeter genügend Raum für die gesamte Logistik des Unternehmens inklusive Lager, Versand und Verwaltung, die Designateliers, ein eigenes Fotostudio, die IT-Infrastruktur für Online-Shop und Social-Media-Kanäle und einen Flagship-Store für die Kunden. Die gemütliche, nordische Atmosphäre dort zeigt immer noch deutlich, wo die Dudes am liebsten surfen: an den dänischen Stränden.

„IN DER TEXTILINDUSTRIE TUN SICH ÖKOLOGISCHE ABGRÜNDE AUF“

Natürlich gibt es längst nicht mehr nur den legendären Hoodie und bei aller Vielfalt in der Kollektion ist „SHISHA Clothing“ bequem, wertig, unverkennbar und individuell geblieben. Dazu komme für Kunden die Gewissheit, dass jedes Kleidungsstück unter fairen Arbeitsbedingungen in Europa produziert werde, sagt Christoph Schwarz.

Doch das war ihm und seinem Team nun nicht mehr genug. Denn: „In der weltweiten Textilindustrie tun sich Abgründe auf “, beklagt Schwarz.

Der Grund sei der schier unstillbare Hunger der „Fast Fashion-Industrie“ nach Baumwolle, die zu 90 Prozent einhergehend mit hohen Umweltbelastungen angebaut werde. „Die Anbaugebiete in den Subtropen sind aber begrenzt“, erklärt er das Dilemma. „Starke Bewässerung aus Flüssen und Seen, der Einsatz von Pestiziden und Genmanipulation mit dem Ziel der Ertragssteigerung haben verheerende Auswirkungen auf ganze Ökosysteme“, warnt Christoph Schwarz. Um dem etwas entgegenzusetzen, hat er gemein- sam mit Anne Hackbarth neben „SHISHA Clothing“ das Label „NOORLYS“ gegründet, abgeleitet vom dänischen Wort für Nordlicht.

Baumwolle sei zwar auch für „NOORLYS“ unverzichtbar, allein schon, um die Materialien weich und komfortabel zu machen. „Wir verwenden aber ausschließlich Bio-Baumwolle“, betont Schwarz. Das sei zwar auf lange Sicht auch keine Lösung, weil durch den Verzicht auf Pestizide nur etwa ein Drittel des Ertrags erzielt und deshalb umso mehr Fläche für den Anbau gebraucht werde. „Weil Baumwolle nun einmal nur in den Subtropen wächst, würde eine komplette Umstellung der Weltproduktion auf Bio einen noch viel größeren Flächenbedarf mit Waldrodungen und anderen negativen Folgen bedeuten“, gibt Schwarz zu bedenken. „Für ‚NOORLYS‛ haben wir deshalb nach Lösungen gesucht und Wege gefunden, wie wir die Marke trotzdem nach unseren Vorstellungen ethisch richtig aufbauen können“.

In diesem Sinne wird die „NOORLYS“- Kollektion zu 100 Prozent in Europa gewebt, gestrickt und gefärbt. Dafür setzen Christoph Schwarz und Anne Hackbarth genau wie für „SHISHA Clothing“ auf kleine Familienbetriebe in Portugal. „Wir

Alle Stoffe werden in Europa klima- freundlich gewebt, gestrickt und gefärbt.

arbeiten beispielsweise mit einer mehr als 100 Jahre alten Färberei zusammen, die nach OEKO-TEX und dem Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert ist“, verrät Christoph Schwarz. „Und wir entwi- ckeln neue Stoffe, indem wir der Baumwolle alternative Fasern beimischen: Leinen, Hanf, Flachs, Brennnessel oder Bambus als natürliche Stoffe, seminatürliche Fasern wie etwa Viskose oder recycelte Kunstfasern“, zählt Schwarz auf. Für Letztere finden mitunter sogar aus dem Meer geborgene Plas- tikabfälle Verwendung. Die Naturfasern – und daraus besteht „NOORLYS“-Kleidung zu über 90 Prozent – stammen sämtlich aus Europa, sogar der Bambus, der in Spanien wächst. Dazu sei die Kleidung komplett vegan. „Das heißt, sie ist frei von tierischen Materialien wie Wolle, Leder, Pelz oder Horn und Perlmutt etwa für Knöpfe“, klärt Schwarz auf.


„KUNDEN STEHEN MIT IHREN WÜNSCHEN AN ERSTER STELLE“

Also Öko-Klamotten um jeden Preis? „Nein“, beruhigt Christoph Schwarz. „Mit ‚SHISHA‛ haben wir uns einen Namen

für qualitativ hochwertige, tragbare, bezahlbare und vor allem bequeme Ober- bekleidung gemacht; all das gilt genauso auch für ‚NOORLYS‛. Wir alle in unserem 7-köpfigen Team sind Überzeugungstäter in Sachen Nachhaltigkeit, aber die Kunden stehen mit ihrem Wunsch nach gut aussehender, sich schön anfühlender Mode an erster Stelle; wenn die auch nachhaltig ist: umso besser.“

Die Nachhaltigkeit bei „SHISHA Clothing“ und „NOORLYS hört übrigens nicht bei Materialien und Produktion auf. Das Motto etwa für die Verpackung der Kleidungs- stücke lautet: Reduce. Reuse. Recycle. „Bei unseren Versandkartons setzen wir auf

die Wiederverwendung aller Kartons, die uns erreichen“, erklärt Christoph Schwarz dieses Prinzip.

Außerdem gibt es bei „NOORLYS“ unverpackte Ware: Sowohl auf dem Weg von den portugiesischen Produzenten nach Kiel als auch beim Versand zum Kunden bleiben die Kleidungsstücke ohne Einzelverpackung. „Nur, wenn es für unsere Handelspartner zum Beispiel aus Gründen der Logistik unverzichtbar ist, verpacken wir einzeln in biologisch abbaubares Plastik“, sagt Christoph Schwarz. Kunden, die aus dem Online-Shop bestellen, bekommen „NOORLYS“-Artikel stets geschnürt und unverpackt.

Die wilden „SHISHA“-Jahre der Anfangs- zeit mögen vorbei sein, allein schon, weil Christoph Schwarz inzwischen stolzer Vater einer 2-jährigen Tochter ist. „Das bringt einiges mit sich“, offenbart er. Verantwortung für die Familie etwa. Und für die Umwelt. „Wir bei ‚NOORLYS‛ haben eine Vision: Gemeinsam mit unseren Kunden wollen wir etwas bewegen in der Bekleidungsindustrie.

Und wir wollen ein nachhaltiges Produkt nicht krass teuer machen, sondern zu einem Preis anbieten, den zu zahlen sich viele Menschen leisten können.“


SHISHA Clothing Headquarter & Store Theodor-Heuss-Ring 124 • 24143 Kiel Tel. 0431-22188940 • noorlys.com shishabrand.com

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