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50 Jahre Aquarium GEOMAR in Kiel

Das „große Wasser“ haben wir direkt vor der Tür. Zwar ist die Ostsee als Binnenmeer im Verhältnis zu Ozeanen ziemlich klein und doch ist es ohne Weiteres möglich, beispielsweise mit einem Boot oder Schiff auf dem Wasser zu sein und rundherum ausschließlich genau das zu sehen: Wasser. Im Grunde ist es in so einem Moment beinahe egal, ob man nun gerade auf einem Ozean oder „nur“ der Ostsee unterwegs ist. Betrachtet man den Fakt, dass etwa 71Prozent der Oberfläche unseres Planeten von Wasser bedeckt sind, ist es fast irritierend, ringsum „bloß Land“ zu sehen, anstatt lediglich Wasser. Einzig der Blickwinkel unseres bevorzugten Habitats rückt einen solchen Moment in ein anderes Licht. Ausgenommen sind vermutlich nur Seeleute beziehungsweise Fischer.

© Antje Gerlieb

Wenn ich mich also von dem Gedanken tragen lasse, wie es auf der Erde um das Verhältnis von Wasserfläche zu Land-

fläche bestellt ist, frage ich mich, ob sich die Anzahl der Lebewesen im Wasser zu der auf dem Land entsprechend proportional verhält.


Bei meinen Recherchen im Internet stoße ich jedoch immer wieder auf die Annahme, es gebe viel weniger Arten von Organismen im Meer als auf dem Land. Fakt ist, dass die Erforschung unserer Meere und ihrer Bewohner nicht so weit fortgeschritten ist, wie bei Land und Landlebewesen. Ich führe auch hier den bevorzugten Lebensraum unserer Gattung als Begründung ins Feld. Mal ganz abgesehen von den daraus resultierenden Schwierig- keiten, soweit man „in der Tiefe“ in einem für einen Menschen lebensfeindlichen Bereich Unbekanntes ergründen möchte. Es ist kaum vorstellbar, dass es da draußen noch so viele unerforschte Quadratkilome- ter oder besser Kubikkilometer gibt, wenn man bedenkt, über welche technischen Möglichkeiten der Mensch heutzutage verfügt.


Tiere des Wassers beobachten
Die Sammlung von Dr. Johannes Kinzer zeigt faszinierende Tiefseeorganismen. © Antje Gerlieb

Hin und wieder überkommt mich das Bedürfnis, dem besagten großen Wasser einen Besuch abzustatten und, wenn die Temperaturen es erlauben, sogar mal auf „Tuchfühlung“ zu gehen. Und während ich in der Ostsee plansche, beobachte ich die Fische, Krebse oder was immer sich so in meine Nähe wagt. Beobachten ist ein gutes Stichwort. Je nach Sicht gibt es mehr oder weniger zu sehen. Der aufwirbelnde Sand, den meine Füße erzeugen, legt sich schnell wieder. Schwieriger ist das schon mit den Schwebeteilchen, zum Beispiel nach einem Sturm. Und dann ist da noch das Wasser selbst, das ohne Hilfsmittel die Sicht zumindest verändert. Je weiter ich mich vom Ufer entferne desto weniger habe ich eine Chance, auf den Grund zu blicken und etwas von der Lebendigkeit im Wasser zu erspähen. Kurz denke ich an bunte Korallen und farbenfrohe Fische in tropischen Gewässern. Gibt es eigentlich auch in der Ostsee bunte Fische? Vielleicht ist das am ehesten eine Frage der Definition „bunt“?


Immer wieder beeindruckend: Der Heringsschwarm - www.aquarium-geomar.de

Ich würde mir das so gern mal aus der Nähe ansehen. Doch deswegen gleich einen Tauchkurs zu belegen, ist nicht mein Ding. Wie lautet die Alternative? Aquarium! Nicht das vom Nachbarn, auch wenn es sich bei seinem Aquarium sogar um eines mit Salzwasser handelt (Sorry Ben!). Ich dachte da eher an etwas Größeres. Es trifft sich deswegen ganz hervorragend, dass wir in Kiel wohnen. Ein bisschen habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich die Gelegenheit so selten nutze. Fast ist es so wie mit dem Meer: Gut zu wissen, dass es da ist. Man muss aber nicht jeden Tag hin.


Seehundbecken und Aquarium an der Förde
Keck schauen die Seehunde ihren Betrachter*innen entgegen © Antje Gerlieb

Mit seiner idealen und zentralen Lage hat das Aquarium GEOMAR in Kiel einen weiteren Vorteil, neben der Größe im Vergleich zu den privaten Möglichkeiten der Aquaristik. Und was genau gibt‘s zu sehen? Ein höchst auffälliger Publikumsmagnet – und das ganz ohne Eintritt zu zahlen – ist das Seehundbecken. Es ist immer wieder zu schön zu sehen, wie die Tiere neugierig ihre Nasen aus dem Wasser recken und die hinterm Glas stehenden Menschen einfach „zurück“ beobachten. Oder wenn sie keck sich und ihre Bäuche in der Sonne aalen, während sie sich auf dem Wasser treiben lassen. Hmm. Ist „aalen“ in diesem Zusammenhang eigentlich das richtige Wort? Jedenfalls hatte ich eine Zeitlang die Gelegenheit, fast jeden Tag meine Mittagspause mit einem Spaziergang zum Seehundbecken zu krönen. Was soll ich sagen: Ich vermisse es. Dr. Armin Form, Leiter des Aquarium GEOMAR behauptet in meinen Augen zu Recht, dass er den schönsten Arbeitsplatz Kiels habe... Gewiss, ich schweife ab. Indes beschäftigt mich die Frage, was es in den Räumen des Aquariums zu sehen gibt, wenn es draußen schon so spannend ist? Versprochen, es gibt auch bunte Fische zu beäugen, allerdings sind die, wie ich es mir bereits dachte, nicht in der Ostsee heimisch.


Ostsee, Nordsee und andere Gewässerregionen

Doch von vorn. Zunächst können Sie sich darauf einstellen, dass es jenseits der Becken ziemlich dunkel ist. Das rückt die jeweiligen Bassins in Szene, ist näher an der Realität. Mit fünf Becken ist die Ostsee der erste im Aquarium dargestellte Lebensbereich. Tierarten aus küstennahen Regionen und einen stetig Kreise ziehenden Heringsschwarm gibt es zu bestaunen. Aus den Nordseegewässern werden für die Fischerei bedeutsame Arten gezeigt, zum Beispiel Kabeljau oder Pollack. Nach einem Abstecher ins Mittelmeer mit Brassen und Lippfischen geht es in die bunte Unterwasserwelt der Tropen – „Dorie“ und „Nemo“ lassen grüßen.

© Antje Gerlieb

Zur Jahresmitte anlässlich des 50. Geburtstags des Aquariums wird es zwei Highlights geben: einen Kraken und Seepferdchen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

Meine ganz persönliche Empfehlung lautet: Nehmen Sie sich unbedingt Zeit zum Innehalten, im übertragenen Sinne in die Atmosphäre einzutauchen und zu beobachten. Dazu ist das Aquarium schließlich da. Es gibt neben den großen Dingen so viele Kleinigkeiten zu entdecken. Den Seestern in der Ecke, das Fischmaul da hinter dem Stein (zu welchem Fisch gehört es wohl?), den quer durch die Anemone „flitzenden“ Clownfisch.


Spätestens seit "Nemo" kennen wir alle den Clown-Fisch. © Antje Gerlieb

Faszinierend, diese Unterwasserwelt. Dabei ist es nur ein ganz kleiner Teil, den wir hier zu Gesicht bekommen. Und wieder habe ich das Gefühl, irgendwie winzig zu sein, in der großen Welt des Wassers da draußen. „Die Natur braucht uns (Menschen) nicht, aber wir brauchen die Natur“. Ich weiß nicht, wo ich diesen Satz gelesen habe. Er spricht mir aus dem Herzen und lässt mich hoffen, dass wir alle das bald verinnerlichen und entsprechend handeln.


Übrigens sieht das Aquarium GEOMAR hier einen Teil seiner Aufgabe: die Entwicklung vom reinen Schauaquarium hin zum „Schaufenster der Forschung“. Denn das Aquarium ist Teil des Instituts für Meeresforschung, das sich unter anderem mit aktuellen Themen wie dem Klimawandel oder mariner Ressourcennutzung beschäftigt.

So schön wie unser Planet sind auch die Meere. Tauchen Sie ein, lassen Sie sich inspirieren, Ihr Herz erfreuen und staunen!


Antje Gerlieb von moinmoinkiel hat das Aquarium Geomar in Kiel besucht und schil- dert in diesem Beitrag ihre ganz persönlichen Eindrücke.

 

Aquarium Geomar

Düsternbrooker Weg 20 • 24105 Kiel

Tel. 0431 – 6001637

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