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Astrid Lindgren


„Großwerden. Nein, darum muss man sich wirklich nicht reißen. Große Menschen haben niemals etwas Lustiges. Sie haben nur einen Haufen langweilige Arbeit und komische Kleider und Kumminalsteuern.“

Wenn man den Namen der schwedischen Autorin Astrid Lindgren hört, löst dies bei jedem Kind und vermutlich auch jedem Erwachsenen ein wohliges Gefühl aus und ganz eigene Bilder erscheinen vor dem inneren Auge: blühende Landschaften in der Natur Schwedens, Ferien auf Saltkrokan, die Kinder von Büllerbü, eine kunterbunte Villa, Pippi Langstrumpf mit ihren roten Zöpfen und dem Pferd Kleiner Onkel, das verschmitzte Lächeln von Michel, der sich immer wieder neue Streiche einfallen lässt, die lauten Kinder aus der Krachmacherstrasse, das dreckverschmierte Gesicht von Ronja Räubertochter, … Die Geschichten von Astrid Lindgren sind fantasiereich und zeitlos und verzaubern bis heute Jung und Alt auf der ganzen Welt. Mit einer Auflage von etwa 160 Millionen (Stand Juli 2017) gehören die Bücher von Astrid Lindgren zu den bekanntesten Kinder- und Jugendgeschichten. Ihre Werke sind in aller Welt und in 101 verschiedenen Sprachen erschienen. Astrid Lindgren gehört damit zu den meistübersetzten Autoren. In Deutschland umfasst ihre Gesamtauflage 20 Millionen, damit ist Astrid Lindgren so erfolgreich wie kaum ein anderer Kinder- und Jugendbuchautor.


Astrid Lindgren, geborene Ericcson wurde am 14. November 1907 in Näs bei Vimmerby geboren. Bis ins hohe Alter erzählte sie davon, wie wundervoll es war mit drei Geschwistern auf einem smaländischen Bauernhof bei liebevollen Eltern aufzuwachsen. Dieser glücklichen Kindheit hat sie in ihren Büchern ein Denkmal gesetzt. Inspiration nahm sie auch aus ihrem späteren Lebenslauf, der nicht immer gerade verlief, denn sie brachte im Jahre 1926 mit gerademal 19 Jahren ihren Sohn Lars unehelich und heimlich zur Welt. Lars verbrachte seine ersten 3 Lebensjahre bei einer Pflegemutter. Erst als diese schwer erkrankte und starb, holte Astrid Lindgren ihren Sohn zu sich. Ihre Einfühlung in diesen kleinen, verlassenen Jungen war für Astrid Lindgren, die im Gegensatz zu ihm eine wohlbehütete Kindheit verbrachte, eine wichtige Inspirationsquelle für sie.

Die berühmteste Protagonistin, die herrlich unangepasste und freche Pippi Langstrumpf, schuf Astrid Lindgren 1945, als sie für ihre kranke Tochter Karin, Geschichten von Pippi am Krankenbett erfand und erzählte und diese später niederschrieb.


Pippi hat Millionen von Kinderherzen im Sturm erobert. Für Kinder hört sich das Leben von Pippi Langstrumpf einfach nur fantastisch an: Schlafen, wann man will, ein Pferd auf der Veranda, ein Affe auf der Schulter, keine Schule, so viele Süßigkeiten, wie man möchte und die besten Freunde Tommi und Anika. Und obwohl Pippi keiner erzieht (oder vielleicht grade deswegen??) ist Pippi sehr mitfühlend, hat ein großes Herz, ist selbstbewusst, aber dabei eben nicht selbstgerecht, sie ist geduldig und offen und den Menschen zugewandt. Stellt das nicht das Ideal dar, das noch heute unseren Kindern in allen Bildungseinrichtungen vermittelt werden sollte?



Astrid Lindgren war ihrer Zeit weit voraus. Ihre Literatur markierte eine Wende im Umgang mit Kindern und deren Erziehung. 1945 war eine Zeit, in der das Dogma der autoritären Erziehung herrschte: Strafen und Schimpfen, Demütigungen und körperliche Züchtigungen waren die herrschenden Erziehungsmethoden dieser Zeit. Es war eine Erziehung, die auf Macht und Machtmissbrauch basierte.


In einem Interview gab Astrid Lindgren zu bedenken:“…Wenn Pippi übrigens jemals eine Funktion gehabt hat, außer zu unterhalten, dann war es zu zeigen, dass man Macht haben kann und sie nicht missbraucht, und das ist wohl das Schwerste im Leben.“


Astrid Lindgren ging es aber nicht um eine antiautoritäre Erziehung. Sie hielt sich an den Satz von Goethe: „ Man lernt nur von dem, den man liebt.“ Sie selbst drückte folgendermaßen aus, wie Erziehung ihrer Meinung nach, nur funktionieren kann: „ Freie und unautoritäre Erziehung bedeutet nicht, dass man Kinder sich selbst überlässt, dass sie tun und lassen dürfen, was sie wollen. Es bedeutet nicht, dass sie ohne Normen aufwachsen sollen, was sie selber übrigens gar nicht wünschen. Ganz gewiss sollen Kinder Achtung vor ihren Eltern haben, aber ganz gewiss sollen Eltern auch Achtung vor ihren Kindern haben, und niemals dürfen sie ihre natürliche Überlegenheit missbrauchen. Liebevolle Achtung voreinander, das möchte man allen Eltern und Kindern wünschen.“


1978 hat der deutsche Buchhandel Astrid Lindgren mit seiner höchsten Auszeichnung, dem deutschen Friedenspreis, bedacht. Der deutsche Friedenspreis ging somit an eine Autorin, die zwar behutsam, aber nachdrücklich zu Verantwortung und Verständnis, Toleranz und Fairness aufrief. 1984 wurde die erste Straße in Deutschland nach Astrid Lindgren benannt und zwar in Kiel- Mettenhof. Astrid Lindgren wollte mit ihren Büchern, Kindern durch das Lesen den unverlierbaren Schatz der Phantasie schenken und das Vertrauen in das Leben stärken. Es ging ihr darum, die Neugier im Kind zu wecken und es darin zu bestärken, Dinge kritisch zu hinterfragen und großen Worten und Parolen mit einer gewissen Skepsis zu begegnen. Mit ihren Werken wollte sie keinesfalls eine Abkehr von der Realität und die Flucht in Träume bewirken. Sie führt dem kleinen Leser keine heile Welt vor Augen, aber eben eine Welt, in der wir alle lachen und weinen, träumen und leben können. All ihre Handlungen und Geschichten sind bestimmt von einem untrüglichen Gespür für die Rechte der Kinder, und für die Lebensbedingungen, die Kinder brauchen, um glücklich aufwachsen zu können. In ihren Büchern stehen immer die Kinder selbst und ihre Freundschaften untereinander im Vordergrund.


Astrid Lindgren verstarb am 28.02.2002 in Stockholm. Ihr Vermächtnis ist für alle Eltern, Lehrkräften, Pädagogen und Erziehern von unschätzbarem Wert. Ihre berühmte Rede für eine gewaltfreie Erziehung am Kind hielt sie bereits 1978. In Deutschland wurde das Recht für eine gewaltfreie Erziehung am Kind erst im Jahr 2000 gesetzlich verankert.


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