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Rankwerk Kiel

Die Saat für Weltverbesserer



Einen positiven „Impact“ haben, etwas Sinnvolles tun, ein guter Mensch sein. Vielen ist es wichtig, nicht nur für sich, sondern auch für andere und für nachfolgende Generationen positiv wirksam zu handeln. Sie wollen den Ihnen zur Verfügung stehenden Handlungs- und Wirkungsspielraum ausschöpfen? Wie ginge das besser als durch den selbst bestimmten Konsum! Im Kapitalismus sind Menschen in erster Linie Konsumenten. Diese haben die Qual der Wahl: Das, was auf dem Markt ist, kann für gut oder schlecht befunden werden und wird dementsprechend viel oder wenig konsumiert. Ohne den Konsum(enten) sind – banal gesagt – die Konzerne nichts.


In der Realität fühlt sich der Mensch aber oft überfordert: zu groß ist die Auswahl, zu wenig weiß er über die Produkte. Wer schon einmal versucht hat, auch nur ansatzweise einen ethisch und moralisch korrekten Lebensstil zu führen, kennt das Dilemma. Nie ist man sich sicher, was man da eigentlich wirklich kauft, wer es produziert hat und unter welchen Bedingungen es hergestellt wurde. Die gefühlte Ohnmacht kann beizeiten sehr frustrieren und erfordert eine Menge Durchhaltevermögen und Courage. Das Gefühl, in einem Wirtschaftssystem bloß Konsument zu sein, das auf fortwährendem Wachstum fußt, in einer Welt mit endlichen Ressourcen, kann wirklich unglücklich machen. Warum? Weil dieser gute Mensch, der da ist, seine Wertvorstellungen nicht leben kann. Authentisch leben, heißt aber, seine Werte zu kennen und diese als eine Art Entscheidungsgrundlage für sein Handeln zu verwenden. Oft sind es fehlende Möglichkeiten, ungenügende Transparenz, und wiederum allzu oft ist es die Politik, die einen authentischen nachhaltigen Lebensstil wie den Kampf von Sisyphos anfühlen lassen.

Wie man mit Saatgut die Welt verändern kann Die kleinen Pflanzenamen scheinen unbedeutend und tragen doch ein weitreichendes Statement. Nicht umsonst hört man immer wieder „Wer die Saat hat, hat das Sagen“. In diesem Fall liegt die Verantwortung der Grundlage unserer Nahrungsmittel in den Händen von vier Großkonzernen. Diese verkaufen Saatgut meist im Paket mit Pflanzenschutzmittel. Marktführer ist das deutsche Unternehmen Bayer, das im vergangenen Jahr den Saathersteller Monsanto aufgekauft hat.


Dieser produziert auch Pflanzengift wie Roundup, das den kontroversen Wirkstoff Glyphosat enthält. Bayer selbst bezeichnet seine Produkte als agrarchemische Innovationen, ohne die die wachsende Bevölkerung nicht ernährt werden könne. Es bleibt die Frage, wie die Böden ertragreich erhalten werden können, wenn sie durch chemische Zusätze ihre Regenerationsfähigkeit verlieren. Nachhaltig ist dies bei weitem nicht. Vielmehr ist diese Denke auf schnelle Profite und maximale Kontrolle ausgelegt. Denn wer bestimmt, welche Saat auf welche Art und Weise hergestellt wird und welche dazu passenden Pflanzenmittel es „braucht“, damit diese Pflanze überhaupt überlebensfähig bleibt, der hat sich nicht nur zwei lukrative Standbeine geschaffen, sondern beherrscht gleichzeitig einen Großteil der weltweiten Landwirtschaft.

Samenfeste Vielfalt Im Labor gezüchtete Saat hat einen großen Nachteil. Sie ist eine ganz schnelle Nummer. Diese sogenannten F1-Hybride haben durch Inzest ihre Samenfestigkeit verloren. Das bedeutet, sie sind nicht reproduzierbar – die nachkommende Generation wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine Früchte tragen oder überhaupt entsprechend wachsen. Mitunter kann sie sogar giftig werden, wie es bei einer F1-Zucchinisorte der Fall war. Jahrzehnte hat es gedauert, bis Züchter im Demeter-Verband endlich die samenfeste Zucchini „Serafina“ wieder auf den Markt bringen konnten.


Gute Saat für eine gute Zukunft Es muss ein Umdenken stattfinden, wenn wir die Grundlage der Nahrungsmittel nicht von rein Profit orientierten Chemieunternehmen abhängig machen wollen. Die Macht des Konsumenten ist groß – deshalb ist jede Kaufentscheidung wie eine kleine Petition gegen diese Unternehmen. Der Bio-Saatgutmarkt ist noch immer ein Nischenmarkt, doch je mehr Stadtgärtner, Schrebergärtner und Hobbyfarmer umlenken und auf vielfältige, samenfeste Bio-Sorten setzen, umso größer wird der „Impact“. Und das wird glücklich machen – nicht nur den Einzelnen sondern ganze zukünftige Generationen. «



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