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Eine Geschichte von Veränderung und Wandel, Umgestaltung und Neuerung

– alles Synonyme für die Revolution, zu der sehr viel Mut gehört, und, wie wir in diesem Beitrag lernen, in der auch sehr viel Liebe steckt.


Der Siebdruck ist Nico Rohmanns große Leidenschaft. Außerdem ist er Skater, war norddeutscher Meister 1990. Und er steht auf Musik, hatte sogar selbst schon eine Band, die bei einem angesagten Label gelistet war. Und mit dem von ihm und Freunden erfundenen Kneipensport „Hockern“ saß Nico bei TV-total auf dem Sofa von Stefan Raab.

Er steht für den neuen Typ junger Unternehmer. Für ihn bedeutet Selbständigkeit, nicht das ganz große Geschäft zu machen. Es ist vielmehr die Entscheidung für Freiheit, für Selbstbestimmung und für mehr Zeit für die Familie.

Früher war der Kieler Unternehmer Mitgründer und Geschäftsführer eines expandierenden Druckbetriebes. Gewinnmaximierung und Wachstumsdruck standen auf der Tagesordnung. Als sich schließlich Familienzuwachs ankündigte, fing er an zu zweifeln und hinterfragte den Druck. Nicht den Beruf des Druckers, sondern den finanziell- und leistungsorientierten Druck, der auf ihm lastete. Die neue Lebenssituation beschäftige ihn sehr, und er konnte sich nicht vorstellen, diesen sehr intensiven Einsatz im Beruf und die kommenden Aufgaben als Vater unter einen Hut zu bekommen. Schließlich entschied sich Nico gegen die Karriere und für Frau und Familie.

Nach einigen Jahren, in denen er sein erstes und auch zweites Kind erleben und in der Entwicklung der ersten Lebensjahren begleiten konnte, fing das Druckerherz an, wieder lauter zu schlagen.

In Absprache mit seiner Frau folgte der junge Kieler wieder seinem Gefühl. Er mietete freie Räume im Druck- und Medienhaus Stamp in der Kieler Ringstraße an, kaufte die notwendigen Maschinen und legte wieder los, seinem Beruf und seiner Leidenschaft nachzugehen und gründete sein heutiges Unternehmen Deichprint. Schließlich wusste er, wie es geht!

Erste Aufträge ließen nicht lange auf sich warten. Man kennt sich schließlich in der Szene.

Heute bekommen Nico’s Kund*innen alles, was im Siebdruck auf Textilien möglich ist – darauf hat er sich spezialisiert.

Wer heute den Kontakt zu Deichprint sucht und seine Textilien bedrucken lässt, ist Individualist. Kundenwünsche werden liebevoll und in detailverliebtem Handwerk auf die Stoffe gebracht.

Denn das Siebdruckverfahren ist aufwändig. Mann kann es in zehn Arbeitsgänge unterteilen, die uns hier Schritt für Schritt erklärt und gezeigt werden:

1. Die Grafik von RGB oder CMYK in Volltonfarben umwandeln

2. Belichtungsfilme drucken (so viele Farben wie auf der Druckvorlage definiert wurden, so viele Siebe müssen später belichtet werden)

3. Vorbereiten des Siebrahmens (Entfetten)

4. Beschichten und Trocknen

5. Sieb belichten

6. Sieb entwickeln / Auswaschen

7. Drucken/ Rakeln

8. Fixieren

9. Siebdruckrahmen reinigen

10. Entschichten

Im Druckverfahren, bei der Wahl der verwendeten Farben, wie auch in der Vor- und Nachbereitung, wie zum Beispiel der Reinigung der Siebe, achtet Nico stets darauf, am Markt angebotene, ökozertifizierte Produkte zu verwenden.

Und woher bezieht der Drucker seine Textilien? Neben der gewünschten sehr guten Qualität steht ein ebenso hochgesetzter Öko-Standard ganz oben auf der Liste der zu erfüllenden Kriterien seiner Lieferanten.

Viele kreative Köpfe kommen in der Siebdruckerei Deichprint zusammen.

Da sind junge, coole Agenturen, wie „No Talents“ beispielsweise, um nur eine namentlich zu nennen. Auch lokale Labels elektronischer Musik lassen hier ihre T-Shirts, Caps und Merchandise Artikel im Textildruck veredeln.

Deniz Kent ist auch einer seiner Kunden. Der gelernte Grafik-Designer hatte bis vor einigen Jahren seine eigene Werbe-Agentur. Und auch er entschied sich für ein anderes Betätigungsfeld, ebenfalls aus familiären Gründen. In Kiel aufgewachsen ist der 42-jährige heute glücklicher Familienvater und sieht seine Aufgabe darin, hauptberuflich Flüchtlingen bei der Integration zu helfen.

Doch die ihm gegebene Kreativität bringt immer wieder großartige Ideen hervor. Gemeinsam mit Kumpel Nico produziert er gerade eine kleine Kollektion von revolutionären Hoodies und Caps. Was daran revolutionär ist? Er hat die Liebe in der Revolution entdeckt. Eine spiegelverkehrte Schreibweise des zweiten bis fünften Buchstabens macht die Liebe in diesem Wort sichtbar.

Aus dieser Idee produzieren Nico und Deniz gemeinsam nun eine Kollektion in kleiner Auflage – on demand, wie der Fachmann sagt. Es wird also nur der Hoodie eingekauft und bedruckt, der vorab bestellt wurde. So entsteht keine überschüssige Lagerware und jeder Hoodie ist ein Prototyp, also ein echtes Einzelstück.

Bei diesem Druck wird mit einer Art „Bügelbild“, dem Siebdrucktransfer Verfahren, gearbeitet. Das Motiv wird vorab auf ein Trägermaterial, ein hitzebeständiges Transferpapier, spiegelverkehrt gedruckt. Später wird es auf die Kleidungsstücke mit Hilfe einer Heißpresse, wie der Name schon sagt unter Hitze und Druck, ins Gewebe eingebracht.

Auch wenn die Bestellung eines Hoodies mit Wartezeiten bis zur Anlieferung verbunden ist, so entwickelt Deniz ein so cooles Produkt, auf das die Kund*innen gerne warten.

„Lange Wartezeiten – das klingt immer sehr negativ. Aber warum muss alles immer gleich am nächsten Tag da sein? Wenn etwas gut ist, braucht seine Entwicklung nun mal Zeit. Denn würde ich in Vorproduktion gehen und zehntausend Hoodies von einem Teil bedrucken, es aber nicht vollständig verkaufen können, dann hätte ich doch einfach nur Abfall produziert. Das braucht keiner.“, erklärt uns Deniz.

Und wenn der gelernte Grafik-Designer schließlich den eigenen Entwurf auf den Hoodies und Caps sieht und genau weiß, an wen dieses Teil geht, dann ist es nicht irgendein bedrucktes Kleidungsstück.

Zum Einen ist dieses Kleidungsstück aus einem nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen und den daraus gefertigten Textilien. Zum Anderen macht es die Liebe zur Revolution sichtbar. Die Liebe zur Veränderung im Leben und zur Kreativität, die Deniz lebt und das auf jedem einzelnen Kleidungsstück.

Und wenn Nico morgens die Türen zu seiner eigenen Siebdruckerei aufschließt, dann betritt er sein selbstgeschaffenes Stück Freiheit.

In beiden Geschichten der jungen Männer geht es um Veränderung und Wandel, Umgestaltung und Neuerung, Ablösung und Neubeginn – alles Synonyme für die Revolution, zu der sehr viel Mut gehört, und, wie wir gelernt haben, in der auch sehr viel Liebe steckt.



www.deichprint.de


Das Siebdruckverfahren hat eine sehr interessante Historie:

In der Entstehungsgeschichte des heutigen Siebdrucks wird in der Literatur häufig die japanischen Schablonentechniken des 18. und 19. Jahrhunderts als Wiege des heutigen Siebdruckverfahrens dargestellt.

Im gleichen Zeitraum wurde aber auch in Europa und den USA im Bereich der Beschriftung und der Schilderherstellung und teilweise auch schon im Textildruck mit einem Schablonengewebe aus Seidengaze experimentiert. Und hier ist belegt, dass solche Seidengazeschablonen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den USA zum Bedrucken von Filzwimpeln und Schildern eingesetzt wurden. Fachleute nehmen daher an, dass die technischen Impulse zum heutigen Siebdruck nicht aus Asien, sondern aus dem Bereich der „Schildermaler“ in den USA kamen.

Ein europäischer Pionier der Siebdruckfarbenherstellung war Hermann Pröll aus Deutschland, der um 1926 die Produktion ölbasierender Farben für den Schilderdruck aufnahm. Mitte der 1940er Jahre wurden im Siebdruck anstelle der Seidengaze erstmals Nylongewebe eingesetzt, was die Druckqualität entscheidend verbesserte.

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