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Kieler Feuer – Chilisaucen aus heimischem Garten

Aktualisiert: 14. Apr.

Chilisaucen aus Kiel! Klingt zunächst paradox. Denn, wie auch wir, vermuten wohl auch die meisten von uns Saucen dieser scharfen Schoten aus Herkunftsländern Süd- bzw. Mittelamerikas. Dass diese kleinen heißen Beerenfrüchte (auch das wussten wir vor diesem Beitrag nicht) in unseren Breitengraden hervorragend gedeihen, zeigen uns die Saucen von Kieler Feuer.

Gründer von Kieler Feuer ist der heute 50-jährige Volker Barthel, verheiratet und Vater von zwei Kindern, 20 und 17 Jahre alt. Der studierte Informatiker ist als IT-Manager bei einem Energieversorger in Kiel tätig. Und wie kommt ein IT`ler zu Chili-Schoten? Diese Geschichte wollten wir unbedingt hören:


„Als mein Sohn klein war, liebte er die Bücher von Miles&Niles. Zwei Jungs, die ihren Schulleiter mit Streichen in den Wahnsinn treiben. In einer Szene fügen die beiden eine Chili der Sorte Carolina Reaper (die schärfste Chili der Welt) dem Kaffee des Schulleiters hinzu. Vorher musste selbstverständlich probiert werden. Die Beschreibung, wie die Chili den Beiden zusetzt, hat uns sehr beeindruckt. Als ich dann in einem Gartenmarkt eine vorgezogene Geisterchili (bis 2011 die schärfste der Welt) entdeckte, ließen wir

diese in die Sonne auf unserer Terrasse wachsen und ernteten am Ende des Sommers so viele Chilis, dass wir nicht wussten, was wir damit anstellen sollten.“, erzählt uns der Gründer von Kieler Feuer.


Solch scharfe Chilis sind für Mitteleuropäer pur nicht geeignet. Was also tun? Okay, die einen kochen Marmelade aus den Früchten ihrer Gärten. Und so kochte Volker aus

den Chilis eine selbst kreierte Sauce und verschenkte sie in kleinen Gläsern bei jeder sich bietenden Gelegenheit an Freunde und Bekannte. Die freuten sich sehr.


Seine Saucen kamen so gut an, dass er in den folgenden Jahren mit noch schärferen Sorten wie der Trinidad Moruga Scorpion und dem aktuellen Weltmeister, der Carolina Reaper, experimentiert habe.

Die Fangemeinde des Kieler Feuer wuchs stetig an. Schließlich entwickelte sich das Einkochen zu einer herbstlichen Tradition und die Freunde fragten schon im September nach Nachschub. Etikettendesign wie auch andere Rezepturen und Verarbeitungen wie beispielsweise Chiliöl kamen hinzu. Mit Mirabellen aus dem Garten seiner Mutter kochte Volker Bathel ein Chutney.


Was die Markeninzenierung von Kieler Feuer angeht: Auch die ist – genauso wie der erste kleine Chili-Zögling – eigentlich „ganz von allein gewachsen“.


„Weil ich immer mehr Chilis anbaute, wusste ich schließlich nicht mehr, wohin damit.“ berichtet uns Volker weiter. „Die Lösung war 2022 die Anmeldung eines Gewerbes und die Herstellung der Sauce in größeren Mengen.“ Gewerbliches Kochen ist nur in einer zugelassenen Küche möglich. Dafür nutze er heute die Coworking Kitchen „Cocina“ in der Alten Mu. Manchmal helfen ihm auch seine Kinder bei der Produktion. Ansonsten kommt alles aus seiner Hand: Vertrieb, Design, Social Media.



Aber, weshalb mögen wir eigentlich scharfes Essen oder einige eben auch nicht? Und, wozu ist scharfes Essen gut?


Neben unseren genetischen Unterschieden spielt vorrangig unsere Sozialisation die wohl größte Rolle bei der Vorliebe für scharfe Speisen. Wir lernen zu Hause bei Tisch, die Geschmäcker unserer Esskultur quasi automatisch zu mögen und das ohne bewusstes Zutun. Es ein Prozess des Mögens durch bloßen Kontakt.

Nicht zu unterschätzen sind auch Persönlichkeitsfaktoren. So gibt es einen Zusammenhang zwischen der Präferenz für Schärfe und dem sogenannten «sensation seeking». Menschen mit diesem Persönlichkeitsmerkmal empfinden ein großes Bedürfnis nach abwechslungsreichen, neuen und komplexen Eindrücken sowie auch

die Lust auf ungewöhnliche und intensive sensorische Empfindungen. Menschen, bei denen «sensation seeking» stärker ausgeprägt ist, neigen demnach eher zu einer Präferenz für scharfe Speisen. (In Stein gemeißelt sind diese Präferenzen allerdings nicht.)


Natürlich sind da auch noch gesundheitliche Aspekte. Capsaicin, die Schärfesubstanz in Chilis, hat eine keimhemmende Wirkung. Diese ist vor allem in heißen Ländern sehr nützlich, denn sie schützt Speisen vor schnellem Verderben.


Zudem wissen wir, dass scharfe Gerichte eine regulierende Wirkung auf die Körpertemperatur haben. Es ist nachgewiesen, dass Capsaicin zu vermehrter Schweißbildung führt und so die Körpertemperatur senkt. Ein Effekt, der in heißen Regionen ebenfalls von Vorteil ist.

Nicht zuletzt kann Schärfe sogar Endorphine freisetzen und so das allgemeine Wohlbefinden steigern. Damit haben scharfe Gerichte eine ähnlich positive Wirkung

auf den Körper wie Ausdauersport, Lachen oder auch Sex, bei denen ebenfalls Glückshormone freigesetzt werden.


Doch scharfe Speisen sind nicht für alle geeignet. Wer einen empfindlichen Magen oder Darm hat, sollte ganz die Finger davon lassen. Denn die Schärfe reizt Magen- und Darmschleimhäute. Die Folgen können Magenschmerzen oder Durchfall sein. Auch kleine Kinder sollten hierzulande scharfe Mahlzeiten meiden. Ihr Verdauungstrakt ist sensibel und kann sich nur langsam an scharfe Speisen gewöhnen.


Wer es einmal mit der Schärfe übertreibt, sollte nicht mit dem ersten Impuls zum Wasserglas greife, denn das ist wenig zielführend. Am besten hilft, einen Schluck Milch oder etwas Joghurt oder Käse zu essen, also fett- und eiweißhaltige Lebensmittel. Sie lindern die Schärfe am besten, denn Capsaicin ist fettlöslich. Kommt es mit Fett in Kontakt, kann es sich nicht mehr so gut an die Rezeptoren binden.


Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Präferenz für Schärfe und dem sogenannten "sensation seeking"


 

Im Handel in Kiel (im Schlemmermarkt Freund, im Fachl am Alten Markt, dem Fachl im Cittipark, im Heimathafen, im Kosmos, Kiel Marketing, regizon.shop) sind derzeit drei Sorten mit verschiedenen Schärfegraden erhältlich. Da gibt es die Sparflamme. Ein feurig-fruchtiges Topping auf Basis der Mirabellen aus dem Garten seiner Mutter. Dann die Extra heiß. Sie ist die klassische Kieler-Feuer-Sauce auf Paprika-Basis. Und dann gibt es noch das, nein, die Inferno. Sie liefert Pure Schärfe für schmerzbefreite Genussmenschen auf Erdbeerbasis.


Die wohl schärfste Seite Kiels!



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